PAVILLON AUF DEM GELÄNDE DER EMS SCHIERS
Die Installation im Pavillon der EMS Schiers beschäftigt sich mit tatsächlichen und hergestellten Funden.
Im April dieses Jahres wurden Leute auf der Strasse in Schiers, in ihren Büros oder zu Hause angesprochen und gebeten, ein Kleidungsstück für eine Polaroid-Fotografie an einem Ort ihrer Wahl hinzulegen. Für einen Augenblick verwandelten sie Kinderschaukeln, Sitzungszimmer, Bürowände, Gewächshäuser und Hausfassaden in öffentliche Garderoben.
Auf diese Weise werden Fakten und Fiktionen ungetrennt wahrgenommen: Das Polaroid zeigt uns einen verkehrten und möglicherweise nicht tatsächlich existierenden Raum. Dabei soll der Betrachter zu einer Reflexion über die Definition der spezifischen Grenze zwischen privat und öffentlich, zwischen Natur und Kultur, zwischen Phantasie und Abstraktion motiviert werden.
Eine Auswahl der entstandenen und im Nachhinein mit Pinsel und Computer veränderten Polaroids werden im Pavillon der EMS Schiers gezeigt und durch ein am Ort entstandenes Kleider-Objekt ergänzt. Diese Installation mit dem Titel "alles wird erdbeerblau" handelt von Malerei mit anderen Mitteln: die Kleider bilden farbige Linien mit durchlässigen, begehbaren Zwischenräumen. Man tritt - besser : bückt und zwängt sich durch ein kleiderumwickeltes Tunnelgerüst, wie man sich beim Anziehen in Kleider hineinbegibt, sie durchdringt und sich ihnen später wieder entledigt.
Die reine Körperlichkeit dieser Situation verstehe ich als Gegensatz zur Isolation der fotografierten anonymen Kleidungsstücke auf den Polaroids. Diese beschreiben für mich, je nach Ort und Lage, in sich selbst einen Raum, einen Bereich der reinen Metapher, einen stummen Bereich mithin, eine Gegend, in der die Logik aufgehoben ist.
Ergänzt wird die Installation im Pavillon durch einen Fund aus der näheren Umgebung: bestimmte Dinge halten sich jahrelang am Ort. Vielleicht werden sie gerade deshalb, weil sie dort nicht hingehören, nicht entfernt. Dass diese Plätze mit ihren absurden Kombinationen – Schrotthaufen, Kehrichtplätze usw. – aus der Öffentlichkeit verschwinden, indem sie zu Container und Sammelstellen umfunktioniert werden, ist unserem ökologischen Bewusstsein zu verdanken. Gleichwohl wurden Kunstwerke z.B. als surreale Objektcollagen, Assemblagen, Sampling usw. durch solche Orte angeregt und von der Phantasie in Orte poetischer Einbildungskraft verwandelt, die "den andern nichts weiter mitteilen als eine Weisung auf das Geheimnis hin, ohne das Geheimnis jemals objektiv aussagen zu können. Auf diesen Wegen gibt man den Traumvorgängen die Richtung, man vollzieht sie nicht". (Gaston Bachelard, Poetik des Raumes, Ullstein 1975).
In diesem Sinne werden die Räume für die Kunst für mich dort freigelegt, wo man durch Hinzufügen das Hinzugefügte gleichzeitig zum Verschwinden bringt. Die Eisenbahnschwellen, die Jacke und die Fotografie bilden zusammen ein Fundstück, aber für mich ist es interessanter, alle drei Teile räumlich getrennt in andere Bezüge eingehen zu lassen, als ihre Einheit als willkürlich begrenzte Entdeckung zu zeigen.
Gerade ihre ursprüngliche Einheit wird durch die Transformation an einen anderen Ort zum Widerspruch, da die Begrenzung eine willkürliche Ausgrenzung eines Fundstückes aus einem Fundort besteht.
Die Installation im Pavillon der EMS Schiers entstand im Rahmen des Projektes 14 Räume für die Kunst oder wenn es dunkel wird im Tal und dauert vom 21.7.-31.10.2008
Der Schlüssel zur Besichtigung kann während den Bürozeiten auf dem Büro der Verwaltung der EMS abgeholt werden.
Dienstag, 22. Juli 2008
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