Freitag, 3. Oktober 2008

Sonntag, 31. August 2008

Aktuell

die Einladung zum Apéro
A l l e s w i r d e r d b e e r b l a u
dem Projekt für die Gemeinde Schiers im Prättigau
im Rahmen des Museums in Bewegung
Von Conrad Steiner
im Pavillon vor der EMS Schiers
Freitag, 26. September 2008 18 Uhr
beim Pavillon Haupteingang EMS Schiers

Die Installation von Conrad Steiner im Pavillon der EMS Schiers beschäftigt
sich mit tatsächlichen und hergestellten Funden.
Im April dieses Jahres forderte Conrad Steiner die Schierser Bevölkerung
auf, ein Kleidungsstück für eine Polaroidfotografie an einen Ort ihrer Wahl
zu legen. Als Gegensatz zur Isolation der fotografierten anonymen
Kleidungsstücke auf den Polaroids wird die Ausstellung im Pavillon ergänzt
mit einem aus verschiedenen Kleidern zusammengesetzten Objekt. Die
Installation mit dem Titel "alles wird erdbeerblau" handelt von Malerei mit
anderen Mitteln: die Kleider bilden farbige Linien mit durchlässigen,
begehbaren Zwischenräumen
J e d e r ma n n i s t h e r z l i c h e i n g e l a d e n !

Dienstag, 22. Juli 2008

21.Juli-31.Oktober "Garderobe"

PAVILLON AUF DEM GELÄNDE DER EMS SCHIERS

Die Installation im Pavillon der EMS Schiers beschäftigt sich mit tatsächlichen und hergestellten Funden.

Im April dieses Jahres wurden Leute auf der Strasse in Schiers, in ihren Büros oder zu Hause angesprochen und gebeten, ein Kleidungsstück für eine Polaroid-Fotografie an einem Ort ihrer Wahl hinzulegen. Für einen Augenblick verwandelten sie Kinderschaukeln, Sitzungszimmer, Bürowände, Gewächshäuser und Hausfassaden in öffentliche Garderoben.





Auf diese Weise werden Fakten und Fiktionen ungetrennt wahrgenommen: Das Polaroid zeigt uns einen verkehrten und möglicherweise nicht tatsächlich existierenden Raum. Dabei soll der Betrachter zu einer Reflexion über die Definition der spezifischen Grenze zwischen privat und öffentlich, zwischen Natur und Kultur, zwischen Phantasie und Abstraktion motiviert werden.





Eine Auswahl der entstandenen und im Nachhinein mit Pinsel und Computer veränderten Polaroids werden im Pavillon der EMS Schiers gezeigt und durch ein am Ort entstandenes Kleider-Objekt ergänzt. Diese Installation mit dem Titel "alles wird erdbeerblau" handelt von Malerei mit anderen Mitteln: die Kleider bilden farbige Linien mit durchlässigen, begehbaren Zwischenräumen. Man tritt - besser : bückt und zwängt sich durch ein kleiderumwickeltes Tunnelgerüst, wie man sich beim Anziehen in Kleider hineinbegibt, sie durchdringt und sich ihnen später wieder entledigt.



Die reine Körperlichkeit dieser Situation verstehe ich als Gegensatz zur Isolation der fotografierten anonymen Kleidungsstücke auf den Polaroids. Diese beschreiben für mich, je nach Ort und Lage, in sich selbst einen Raum, einen Bereich der reinen Metapher, einen stummen Bereich mithin, eine Gegend, in der die Logik aufgehoben ist.



Ergänzt wird die Installation im Pavillon durch einen Fund aus der näheren Umgebung: bestimmte Dinge halten sich jahrelang am Ort. Vielleicht werden sie gerade deshalb, weil sie dort nicht hingehören, nicht entfernt. Dass diese Plätze mit ihren absurden Kombinationen – Schrotthaufen, Kehrichtplätze usw. – aus der Öffentlichkeit verschwinden, indem sie zu Container und Sammelstellen umfunktioniert werden, ist unserem ökologischen Bewusstsein zu verdanken. Gleichwohl wurden Kunstwerke z.B. als surreale Objektcollagen, Assemblagen, Sampling usw. durch solche Orte angeregt und von der Phantasie in Orte poetischer Einbildungskraft verwandelt, die "den andern nichts weiter mitteilen als eine Weisung auf das Geheimnis hin, ohne das Geheimnis jemals objektiv aussagen zu können. Auf diesen Wegen gibt man den Traumvorgängen die Richtung, man vollzieht sie nicht". (Gaston Bachelard, Poetik des Raumes, Ullstein 1975).

In diesem Sinne werden die Räume für die Kunst für mich dort freigelegt, wo man durch Hinzufügen das Hinzugefügte gleichzeitig zum Verschwinden bringt. Die Eisenbahnschwellen, die Jacke und die Fotografie bilden zusammen ein Fundstück, aber für mich ist es interessanter, alle drei Teile räumlich getrennt in andere Bezüge eingehen zu lassen, als ihre Einheit als willkürlich begrenzte Entdeckung zu zeigen.
Gerade ihre ursprüngliche Einheit wird durch die Transformation an einen anderen Ort zum Widerspruch, da die Begrenzung eine willkürliche Ausgrenzung eines Fundstückes aus einem Fundort besteht.




Die Installation im Pavillon der EMS Schiers entstand im Rahmen des Projektes 14 Räume für die Kunst oder wenn es dunkel wird im Tal und dauert vom 21.7.-31.10.2008
Der Schlüssel zur Besichtigung kann während den Bürozeiten auf dem Büro der Verwaltung der EMS abgeholt werden.

Donnerstag, 19. Juni 2008

Bewegung 1


Schiers besitzt eine Umfahrungsstrasse, ansonsten entspricht der Ort einem typischen Taldorf : etwas an den Berg geschoben, nach zwei Richtungen mit offenem Blick für die Weite des V-Ausschnittes und an der vierten Seite von der Talsohle abgetrennt durch zwei Verkehrsadern, weshalb der Weg zur Landquart hinunter unter der Bahnlinie und der Umfahrungsstrasse hindurch führt.Lebensmittelpunkt sind zwei Plätze, der eine stellt zugleich eine Kreislinie dar, die von der Geburtsabteilung des Spitals, diesem selbst, der EMS (evangelische Mittelschule), einem Laufbahnberatungsbüro, den Gebäuden des Alters- und Pflegeheims sowie der Kirche mit dem Friedhof durchlaufen wird. Dieser auffällig runde, symbolische Spiegel eines öffentlichen Lebensrades lädt zum Nachdenken ein. Ich lenke meine ersten Schritte zuerst in die Kirche, danach in die Bibliothek; als "out of time" würde ich meine Erfahrungen an diesem trüben Montagnachmittag bezeichnen.Auf einem Stuhl im Kircheneingang liegt auffällig plaziert ein Knirps (Schirm). Mir kommt in den Sinn, dass nicht der Besitzer diesen dorthin gelegt haben könnte, sondern jemand, der diesen bei seinem nächsten Besuch darauf aufmerksam machen wollte. Mein Erinnerungsfoto hat wegen dem spärlichen Licht im Kircheneingang wenig Bedeutung, ist aber immerhin ein erstes Dokument für mein Thema, die Topophilie * , weshalb ich nun meine Schuhe ins Schräglicht der Sonne stelle und meinen Pullover zusammen mit den Gesangsbüchern fotografiere. Kirchen sind wundersame Arbeitsorte, da man oft alleine und ungestört bleibt in einer gleichwohl vorbereiteten Umgebung. Danach mache ich mich auf die Suche nach Begegnungen. Mein Projekt sind Inszenierungen: "Würden Sie für mich ein Kleidungsstück an einen von Ihnen gewählten Ort legen und von mir fotografieren lassen? ". Im Zuge dieser Frage entwickelt sich meist ein Gespräch, in dem ich von der Idee des Museums in Bewegung erzähle: in gleicher Weise, wie ein Kleidungsstück in der Öffentlichkeit den Raum z.B. einer Garderobe für einen Augenblick ersetzen (und zugleich darstellen) kann, erzeugen eine Performance, eine Lesung, ein Konzert oder eine andere Veranstaltung im "offenen Museum Prättigau" für eine bestimmte Zeit einen nicht vorhandenen Kunst-Raum.


Manchmal steht das Gespräch, manchmal die Inszenierung der Polaroid-Fotografie im Vordergrund; oder jemand erzählt etwas von sich, wie z.B. die ältere Frau von einem sie berührenden Moment, als sie kürzlich im Saal der Kirchgemeinde zusammen mit gleichaltrigen tanzte und unten im Friedhof eine Beerdigung stattfand. Plötzlich ist das Bild von den Lebensphasen wieder da, doch sind die Orte auf dem topografischen Kreis nicht mehr nur Gebäude, sondern angereichert mit Geschichten, die sie miteinander verbinden.Konkrete weitere Schritte in Vorbereitung :- Ein Fragebogen, der an die Gemeinde verteilt wird (siehe Ausgang und Eingang, Pläne für das Projekt Raum für die Kunst )- Abklärungen über eine zeitweilige Nutzung eines leerstehenden Haus im Zentrum von Schiers- Schilder für Schiers. Wegmarkierungen mit bestimmten Formen und ohne Text an gewählten Orten plazieren- im Herbst: weitere Begegnungen mit BewohnerInnen, um mit ihnen gemeinsam private Räume im Aussenraum fotografisch zu inszenieren.

Schiers, 7.-9.04.08.
*Mit dem Begriff Topohilie umschreibt der französiche Philosoph Gaston Bachelard eine Poetisierung der geliebten Räume, um deren Wesen durch die Erinnerung und die Einbildungskraft zu entschlüsseln.



















Mittwoch, 11. Juni 2008

der Künstler



Conrad Steiner

seine Gastgeber:
Fam. Vera und Kornel Bay, CH-7240 Schiers


Ausgang und Eingang

G E S P R Ä C H E
In Gesprächen mit den BewohnerInnen interessieren mich drei zusammenhängende Themen.

1. Die Frage nach dem Schönen in und an der Natur.- Wie begreifen wir Natur als einen Raum? Als einen immer enger werdenden Fluchtort, eine Insel? Ist sie unseren Anstrengungen schutzlos ausgeliefert oder vermag sie sich zu wehren? Ist Natur dem Geheimnis oder der Materie zuzurechnen?


2. Die Veränderung.- Wodurch ist die Natur nocheinmal in die Richtung zu bewegen, wo die ökonomische Verwertung sie überwunden und verdrängt hat? - Wie kann ein Sich-zurückversetzen in die Natur stattfinden mit dem Ziel, der Erkenntnis Zutritt zu ihrer Andersartigkeit gegenüber der ökonomischen Verwertung zu verschaffen? Gefordert wären weniger Anschlüsse an die Romantik, obwohl die Ästhetik der Natur erst dort, im 19.Jahrhundert, als eine touristisch verwertbare Grösse erkannt wurde. Sich in die immanenten Fragen der Natur an einem Ort hinein zu bewegen.


3. Die konkrete Situation einer Landschaft.- Wie kann Natur in Schiers/Prättigau/Graubünden erhalten werden? – durch Naturparks, sogenannte stille Orte, wie sie für andere Orte der Schweiz geplant sind?- Wie sieht eine befriedigende Lösung für die Fragen der technischen und zivilisatorischen Bedürfnisse wie etwa Verkehr, Gewerbe, Tourismus, Architektur in Schiers/ Prättigau/ Graubünden aus?- Was wird der Bildung in Schiers/Prättigau/Graubünden, insbesondere der ästhetischen, für eine Chance der Sensibilisierung für die Fragen nach dem Zusammenleben in der Natur für Chancen eingeräumt?- Ist Kunst heute etwas, das auf die Bedürfnisse (etwa nach einer intakten Umwelt) der Menschen eingeht? Ist ein besseres Leben mit Kunst möglich?


Mit diesen persönlichen Gesprächen mit unterschiedlichen Leuten möchte ich eingreifen in den diffusen Bereich von Wahrnehmen, Wissen und Voraussetzen. Welche Blickwinkel sind den Bewohnern gegeben, welche sind genommen, welche sind verheissen?